„Wer lange lebt, braucht lange Geld!“

Es gibt viele gute Gründe, warum sich Frauen frühzeitig um ihr Geld kümmern sollten. Im Interview verrät Birgit Wetjen, warum Frauen gezielt angesprochen werden – und wie sie sich für die Geldanlage motivieren!

Frauen und Geld – mit diesem Thema gehen aktuell zahlreiche Finanzdienstleister in die Offensive. Ein Marketingtrick?

Tatsächlich gibt es sehr viele Initiativen zu dem Thema. Die Banken haben entdeckt, dass sie die Hälfte der Bevölkerung bisher gar nicht beachtet haben. Und offenbar trifft das Thema auch den Bedarf vieler Frauen.

Vorsorge ist Vorsorge – warum muss es da ein spezielles Angebot für Frauen geben?

Das werde ich häufig gefragt, vor allem von Männern. Frauen haben einfach einen anderen Bezug zu Geld. Männer kümmern sich traditionell um das „große“ Geld – und sehen es bei der Geldanlage eher sportlich. Frauen dagegen wünschen einen Sinn. Drei oder fünf Prozent Rendite – die nackten Zahlen interessieren sie erst einmal nicht. Sie möchten wissen, wofür sie etwas machen. Frauen brauchen also nicht andere Produkte als Männer, aber auf jeden Fall eine andere Ansprache. Und im Übrigen gibt es viele gute Gründe, warum es für sie noch drängender ist, sich um ihr Geld zu kümmern.

Was sind denn die besonderen Risiken von Frauen?

Frauen verdienen weniger, arbeiten nach der Familiengründung oft in Teilzeit, übernehmen unbezahlte Care-Arbeit und erhalten im Alter deutlich weniger Rente. Und dann leben sie auch noch länger. Und wie heißt es so schön: Wer lange lebt, braucht lange Geld! Wer nicht vorsorgt, riskiert, im Alter jeden Cent dreimal umdrehen zu müssen. Oder schlimmer noch: auf staatliche Unterstützung angewiesen zu sein oder gar den eigenen Kindern auf der Tasche zu liegen. Und das sind keine guten Aussichten.

Wie können Frauen denn am besten mit dem Vermögensaufbau starten?

Wichtig ist es erst einmal, sich einen Überblick zu verschaffen – was habe ich und was werde ich im Rentenalter tatsächlich brauchen? Da hilft es, sich alles genau aufzulisten: mögliche Renten, Anwartschaften, Erbschaften, Unterhalt, Mieteinnahmen etc. Und dann gilt es zu überlegen, was im Alter gebraucht wird – für Miete, Lebensunterhalt, Freizeit, Gesundheit und Pflege. Reichen die Einnahmen aus, um die Ausgaben zu finanzieren? Dabei ist auch zu bedenken, dass Inflation den Wert der Einnahmen reduziert. Ohne Verzinsung und bei nur 2 Prozent Inflation sind 100.000 Euro in 30 Jahren gerade noch 55.200 Euro wert. Inflationsverluste werden bei der Vorsorge-Planung häufig vergessen.

Falls die voraussichtlichen Einnahmen nicht ausreichen: Wie lässt sich die Lücke füllen?

Einen Königsweg gibt es nicht. Das Motto „eine Lösung für alle – und alle Probleme sind gelöst“ kann nicht funktionieren. Welche Strategie die richtige ist, hängt vom Alter, der Risikotoleranz bzw. dem Sicherheitsbedürfnis und auch den persönlichen Zielen ab. Wichtig ist es auf jeden Fall, früh genug mit dem Vermögensaufbau zu starten. Denn ein langer Anlagezeitraum reduziert nicht nur die Risiken. Er sorgt auch dafür, dass mein Geld für mich arbeitet. Zins- und Zinseszins bringen ganz erstaunliche Effekte, die wir uns einfach nicht vorstellen können. Es lohnt sich deshalb, das zu visualisieren und unterschiedliche Szenarien mal an einem Sparplanrechner durchzuspielen – mit unterschiedlichen Zinssätzen, unterschiedlichen Anlagezeiträumen und unterschiedlichen Anlagesummen. Die Unterschiede bei den Ergebnissen sind frappierend. Und wenn ich das schwarz auf weiß vor mir sehe, gibt es einen Motivationsschub: Dann möchte ich sofort mit der Vorsorge starten!

Birgit Wetjen ist Co-Chefredakteurin des Frauenfinanzmagazins Courage. Die Volkswirtin hat für Wirtschaftsmagazine wie Capital, Börse Online, WirtschaftsWoche und n-tv gearbeitet und 2017 die Redaktion des Frauenfinanzportals herMoney mit aufgebaut und drei Jahre lang geleitet. Die gebürtige Bremerin arbeitet zudem als Speakerin, Moderatorin und Coach (Master Coach DVNLP).

Foto: Gianna König

Hier finden Sie den geplanten Kurs mit Frau Wetjen.

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